Statement Overtourism

Wir leben in einer verwirrten Welt, schreiben die Autoren des hochaktuellen Berichts des Club of Rome (2018). Fast die Hälfte der fruchtbaren Böden der Erde ist in den letzten 150 Jahren verschwunden; fast 90% der Fischbestände sind entweder überfischt oder einfach weg. Die Klimastabilität ist in echter Gefahr und die Erde erlebt gerade das sechste grosse Artensterben ihrer Geschichte.

Vielleicht die beste Darstellung ist der «Imperativ zum Handeln» von 2012, der von allen 18 Empfängern des Blue Planet Prize (bis 2012), darunter Gro Harlem Brundtland, James E. Hansen, Amory Lovins, James Lovelock und Susan Solomon, unterschrieben wurde.

Die zentrale Botschaft lautet: «Die menschliche Fähigkeit zu handeln, hat die Fähigkeit zu verstehen, weit übertroffen. Daraus erwächst für die Zivilisation ein Orkan von Problemen, ausgelöst durch Überbevölkerung und Überkonsum (…) ».

Eine direkte Folge dieser Probleme, die eine globale Dimension haben, war der sich auch auf der Rigi bis zur Corona-Pandemie zuspitzende und in der Bevölkerung Unbehagen auslösende Overtourism mit knapp einer Million Reisenden pro Jahr (Stand 2019). Das hat nichts mit Nachhaltigkeit zu tun, sondern damit verbunden ist eine sehr einengende und die Zukunft zerstörende Sichtweise, die nicht einmal sieht, dass der Massentourismus, der gar nicht nachhaltig sein kann, unsere Lebensgrundlagen und die Umwelt der nächsten Generation zerstört. Denn überall wo der Massentourismus sich breit macht, geraten die ursprüngliche Natur und Landschaft unter Druck.

Im Rahmen demokratischer Möglichkeiten des Handelns setzen wir uns aufgrund der oben angeführten Gründe via Petitionen und Projekte für folgende Ziele ein:

  • die Förderung eines massvollen Tourismus auf der Rigi und dessen Akzeptanz in der Bevölkerung sowie eines ausgewogenen Gästemixes
  • die Positionierung der Rigi als nachhaltige touristische Destination
  • die Schaffung von ressourcenschonenden, ökonomisch und ökologisch nachhaltigen Angeboten
  • die Förderung von regionalen Wertschöpfungskreisläufen und nachhaltigen Infrastrukturen für die Bedürfnisse der Gäste und Bevölkerung

16 kurze Fragen und etwas längere Antworten zum Massentourismus, der touristischen Entwicklung und Bewahrung der Naturwerte der Rigi in Zeiten der Klimakrise – und warum der «Masterplan» der Rigi Bahnen AG nichts taugt

Für die 16 Fragen und Antworten und die Kritik am ungebremsten Wachstum der Rigi Bahnen AG bilden die sich zuspitzende Klimakrise und der Schutz des Rigigebiets den grösseren Kontext. Die Antworten stellen Alternativen zur heutigen touristischen Entwicklung der Rigi und des Alpengebiets zur Diskussion.

Die Sichtweisen basieren insgesamt auf einer weltanschaulichen und dringend notwendigen ökologischen Argumentation, mit dem Ziel den Massentourismus auf der Rigi mit einem naturnahen Tourismus zu ersetzen und künftige bauliche Eingriffe in die Landschaft und Natur der Königin der Berge zu verhindern.
> PDF 16 kurze Fragen und etwas längere Antworten, publiziert am 15. März 2020

Medienberichte / Leserbriefe (Auswahl ab 20.9.17)

„Eine Bergregion ringt um ihre Zukunft“, Streit um Massentourismus – Nach zwei Jahren Baisse nimmt der Tourismus im Lauterbrunnental wieder Fahrt auf. Nicht alle wünschen sich aber die alten Zeiten zurück, Quentin Schlapbach, Der Bund, S. 17, 22.8.22
„Overtourism: Die Geister, die die Schweiz rief“, Kommentator Otto Schwarzenbach bringt es auf den Punkt (9.7.22): „Das Umdenken gestaltet sich schwierig. Gemäss Schweiz Tourismus sind also Umweltschutz, schonender Umgang mit Ressourcen, Klimawandel, Erhalt der Biodiversität, usw. akademische Diskussionen. Der Bundesrat hat Klimaziele beschlossen um die Schweiz bis 2050 klimaneutral zu machen. Man muss sich, auch angesichts der aktuellen Energiekrise, ernsthaft fragen, ob bei wichtigen Organisationen die richtigen und verantwortungsvollen Leute am Ruder sind“, SRF News online (10v10), 8.7.22
„Wer falsch fragt, fliegt“, Die Jungfraubahnen setzten jahrelang auf Touristen aus Fernost und machten damit Millionengewinne. Nun bleiben die Chinesen und Inder wegen Corona zu Hause. Aber anstatt umzudenken, versucht man im Berner Oberland, die Kritiker mundtot zu machen, Barbara Achermann, Die Zeit, S. 94-95, 9.12.21
„Das Jungfrau-Dilemma – die asiatischen Touristen bleiben weg, und eine Bergregion fragt sich: Wollen wir überhaupt zurück zu 2019?“, Die rücksichtslose Volumenstrategie der Jungfraubahnen hat zur Investmentleiche der 470 Millionen Franken (!) teuren V-Bahn geführt; die Bahn könnte schon bald zum Sanierungsfall für die öffentliche Hand, sprich die Steuerzahlenden, werden. Das wird derzeit (noch) komplett ausgezoomt. Die Bahn ist gebaut und der Schaden ist in jeder Hinsicht, auch was die Umwelt und die Landschaft am Fuss der Eiger-Nordwand betrifft, angerichtet, NZZ online, 27.8.21
„‚Ferien“, Dani Hösli, A-Bulletin, Nr. 862, S. 1-8, 1.7.21.
Im Bericht von Dani Hösli werden die Rigi Bahnen (RBAG) mit der Aussage zitiert: «Die Gruppen- und Pauschalreisen haben laut Steiner (Leiter Verkauf und Marketing der Rigi Bahnen) noch einen weiteren Effekt: Sie finanzieren unter anderem die Billett-Vergünstigungen für die einheimische Bevölkerung mit, die zu einem Vorzugstarif auf die Rigi fährt».

Der Marketingverantwortliche der Rigi Bahnen verschweigt, dass die RBAG eine öffentliche Erschliessungsfunktion wahrnimmt und dafür substanzielle Entschädigungsleistungen von der öffentlichen Hand bekommt, die in den Geschäftsberichten ausgewiesen sind. Diese betrugen im Jahr 2018 ca. 2.5 Prozent des Betriebsertrags (Quelle: OTC-X Research, Unternehmensanalyse RBAG, 20.6.19). Für die RBAG bedeutet die öffentliche Erschliessungsfunktion zudem, dass die Gewinne aus dem Verkehrsgeschäft nicht versteuert werden müssen.

Die substanziellen Abgeltungen des Kanton Luzern, des Bundes und Dritter zugunsten der Abo-Preise der Rigi-Anwohner und Einheimischen betrugen im Geschäftsjahr 2017 728‘897 Franken, 2018 724‘372 Franken, 2019 664‘587 Franken, sowie 2020 – trotz Lockdown – CHF 636’695 Franken. Diese wiederkehrenden, vom Verwaltungsrat (VR) und dem Marketingchef nicht erwähnten jährlichen grossen Abgeltungen der öffentlichen Hand werden aus Steuergeldern finanziert.

Diese hohen Abgeltungen werden auch im Protokoll der Generalversammlung der RBAG 2020 nicht erwähnt. Im Gegenteil: Einheimische werden verunsichert, dass beim Wegfall der Reiserträge aus dem Billigtourismus die Zitat «Schweizer Gäste und damit auch die Einheimischen mit deutlich höheren Tarifen» rechnen müssen – was Zitat «kaum in deren Interesse sein könne» (S. 16). Die im GV-Protokoll über ein halbes Dutzend Mal wiederholte Behauptung, dass Einheimische die tiefsten Abo-Preise bezahlen und von den «höheren» Preisen anderer Gästesegmente Zitat «profitieren» steht diametral  zu den vom VR bis heute nicht mit konkreten Zahlen widerlegten Dumpingpreisen von CHF 10 bis 15 für eine Retourfahrt auf die Rigi («Das Seilziehen der Seilbahnen», SRF, «10vor10», 13.12.18).

„Vitznau: 7 Millionen Franken überteuertes neues Dienstleistungszentrum der Rigi Bahnen ohne Warteraum für Individualreisende – 2. Rigi-Petition «Rigi: 800‘000 sind genug!» übertrifft 1. Rigi-Petition «Nein! zu Rigi-Disney-World»“, Leserbrief, René Stettler, Wochen-Zeitung, Vitznau, S. 24, 4.12.20
„‚Haben unsere Heimat verloren‘ – Mit dem Widerstand gegen das Klimazentrum wehren sich einige Stöösler gegen zu viel Tourismus“, Franz Steinegger, Bote der Urschweiz, S. 5, 8.10.20
„Private Jagdgründe auf der Königin der Berge?“, Leserbrief, Walter Eigel, Luzerner Zeitung, S. 17, 28.9.20
„Zukunft des Tourismus“
Hot-Spots Rigi und Titlis: Die Zeit ist definitiv abgelaufen für weitere Ausbau und Neubau Projekte mit Volumensteigerung und entsprechend zusätzlicher ökologischer Belastung in allen Bereichen, Leserbrief, Robert Schwere, Luzerner Zeitung, S. 11, 13.7.20
„Betreffend Leserbrief von Herrn Dr. René Stettler“, Zur Verscherbelung der Rigi 
weit unter ihrem Wert zu Discount-Preisen, Leserbrief, Marcel M. Truffer, Wochen-Zeitung, Vitznau, S. 10, 22.5.20
„Coronakrise könnte Schweizer Tourismus 31 Milliarden kosten“, htr.ch, 1.7.20
„Luzern bevorzugt Einzeltouristen“, Stefan Dähler, Luzerner Zeitung, Titelseite / S. 17, 10.6.20
„In Luzern macht sich Unbehagen gegen Gruppentourismus breit“, htr.ch, 9.6.20
„Overtourism war gestern: Wie Hallstadt sich auf eine Zeit ohne Chinesen einstellt“, Matthias Benz, NZZ online, 19.5.19
„Ischgl war die heimliche Virus-Drehscheibe in Europa“, Lars Wienand, t-online.de, 16.3.20
„Tourismus auf dem Prüfstand“, Robert Knobel, Luzerner Zeitung, S. 27, 13.3.20
„Trotz menschenleerem Schwanenplatz: Luzerner Stadtparlament diskutiert über ‚Overtourism'“, Robert Knobel, Luzerner Zeitung online, 12.3.20
„Dorf am Comersee verlangt künftig Eintritt von Touristen“, htr.ch online, 13.1.20
„Umweltverbände gegen Tourismusprojekt im Münstertal“, htr.ch online, 16.12.19
„Overtourism wird zum Konfliktfeld in der Innerschweiz“, Wirteverband Basel-Stadt online, 6.12.19
„Grenzen der Toleranz“, Leserbrief, Monica Chappuis, Luzerner Zeitung, S. 28, 6.11.19
„Geisha selfies banned in Kyoto as foreign tourism boom takes toll“, Justin McCurry, The Guardian online 5.11.19
„Die Welt macht sich ein Bild von Luzern“, Larissa Haas, Luzerner Zeitung, S. 25, 12.10.19
„Pendler fühlen sich verdrängt“, Christian Glaus, Luzerner Zeitung, S. 19, 9.10.19
„Rigi: Es geht offensichtlich nur noch um den Profit“, Leserbrief, Monica Chappuis, Luzerner Zeitung, S. 11, 7.10.19
„Billig-Touristen stürmen die Rigi“, Anian Heierli, Blick, 4.10.19

„Grossansturm auf die Berge“, Christian Glaus, Luzerner Zeitung, S. 23, 4.10.19
„‚Rigi verträgt mehr als eine Million Gäste'“, Christian Glaus, Interview mit Marcel Waldis, Luzerner Zeitung, S. 17, 30.9.19
„Cars nach Kriens: Ergebnisoffene Provokation oder Arroganz?“, Leserbriefe, Luzerner Zeitung, S. 18, 25.9.19
„Touristencars sollen nach Kriens“, Robert Knobel, Luzerner Zeitung, S. 26, 21.9.19
„‚Auch Chinesen wird es irgendwann zu viel'“, Gery Nievergelt, Interview mit André Lüthi, htr.ch, 20.9.19
„Oberster Touristiker sagt: ‚Die Schweiz ist nicht voll'“, Angelika Hardegger, NZZ online, 21.7.19
„Massgeschneidert intervenieren: wie dem touristischen Ansturm aus China zu begegnen ist“, Frank Sieber, NZZ online, 9.7.19
„Wer nur gafft, soll zahlen“, Florian Gasser, Stefan Schirmer, Die Zeit, Nr. 28, S. 2-3, 4.7.19
„Wegen Touristen-Flut gibts jetzt Gutscheine für Locals“, 20 Minuten online, 2.7.19
„Stoppt den Selfie-Wahn auf dem Gipfel! – Lang lebe das Bergsteiger-Ehrenwort“, Mario Casella, NZZ online, 8.6.19
„Tourismus-Experte: ‚Luzern ist ein einem Wendepunkt angelangt'“, Claudio Birnstiel, zentralplus.ch, 5.6.19
„‚Potential für wiederkehrende Gäste ist durchaus vorhanden'“, Daniel Stampfli, Interview mit Marcel Perren, htr.ch, 29.5.19
„SP befeuert Tourismusdebatte“, Stefan Bühler, NZZ am Sonntag, S. 12, 19.5.19
„4000 chinesische Touristen klappern Luzern ab“, Luzerner Zeitung online, 13.5.19
„Peru schränkt Zugang zu Machu Picchu ein“, Tages-Anzeiger online, 11.5.19
„Tausende Touristen auf einmal“, David von Moos, Luzerner Zeitung, S. 21, 8.5.19
„Zwischen Stolz und Dichtestress“, Roman Hodel, Luzerner Zeitung, S. 23, 11.4.19
„Mayrhofner fühlen sich nicht mehr sicher: ‚Es wird jedes Jahr schlimmer'“, Angela Dähling, Tiroler Tageszeitung online, 9.4.19
„Umgebremst aufwärts“, Raphael Bühlmann, Luzerner Zeitung, S. 11, 6.4.19
„Massentourismus am Titlis macht Sorgen“, Franziska Herger, Luzerner Zeitung, S. 32, 5.4.19
„‚Die Gäste erwarten mehr'“, Rainer Rickenbach, Interview mit Norbert Patt, Geschäftsführer Titlisbahnen, Luzerner Zeitung, S. 9, 3.4.19
„Massentourismus: Jetzt sollen die Luzerner ihre Meinung dazu sagen“, Robert Knobel, Luzerner Zeitung online, 2.4.19
„Titlis fühlt sich bedroht von Luzerner Massentourismus“, Handelszeitung, 20.3.19
„‚Reisen ist mit viel Gedankenlosigkeit verbunden'“, Susanna Müller, Interview mit Christine Plüss, NZZ online, 15.3.19
„Die dreckigste Art zu reisen“, Tages-Anzeiger, 8.3.19
„Stadtrat prüft Touristen-Quote“, Simon Mathis, Luzerner Zeitung, S. 26, 1.2.19
„Bergbahnen zoffen sich um Touristen-GA“, Roger Braun, Luzerner Zeitung, S. 5, 27.1.19
„Ein ruinöser Preiskampf bedroht die Bergbahnen“, Mischa Stünzi, Der Bund, S. 1, 5.1.19
„Von Rekord zu Rekord – wie lange noch?“, Mischa Stünzi, Der Bund, S. 19, 5.1.19
„Zuviele Touristen und trotzdem arm“, Brigitte Kramer, Tages-Anzeiger online, 6.1.19
„Zwischen Wohlstandsfaktor und Nachdenkpause“, Tiroler Tageszeitung, 3.1.19
„Amsterdam ist sich zu populär“, Thomas Kirchner, Tages-Anzeiger online, 10.12.18
„Kampf um die Berge“, Dominic Wirth, Luzerner Zeitung, S. 3, 23.11.18
„Rigi und der ‚Overtourism'“, Leserbrief R. Stettler, Luzerner Zeitung, 13.9.18
„Barcelona, Venedig, Luzern – die Angst vor dem ‚Overtourism‘ wächst“, Erich Aschwanden, NZZ online, 2.8.18
„Gibt es ein Mittel gegen nervigen Massentourismus?“, Birthe Homann, Interview mit Hans Weber, Beobachter online, 3.7.18
„Der Preiskampf bereitet Sorgen“, Thomas Rieder, Walliser Bote, S. 3, 11.7.18
„‚Bevölkerung fehlt das Tourismusbewusstsein'“, Walliser Bote, S. 2, 11.7.18

„Tourist, geh nach Hause!“, Ueli Kneubühler, NZZ, S. 31, 20.5.18
„Eine ‚gfürchige‘ Vision: 14 Millionen Touristen in Luzern“, Jonas Wydler, zentralplus.ch, 20.9.17


Filmstill aus der Reportage „Tourisme suisse, la masse critique“, Temps présent, RTS 1, 7.11.19, das ankommende Reisende auf Rigi Kulm Mitte Juli 2019 zeigt.